Christliches Sterben
Christliches Sterben
Sieben „leibliche“ Werke der Barmherzigkeit kennt die Tradition der Kirche und sieben „geistige“. Zu den „leiblichen Werken“ gehört als letztes: „Die Toten in Würde bestatten“.
Noch haben wir einen großen Schatz im Umgang mit den Toten und dem Begräbnis. Wie wir mit dem Tod und den Toten umgehen, ist immer auch Ausdruck unseres Glaubens. Darum einige Bitten und Hinweise:
- Der Versehgang
Die Vorbereitung auf den Tod ist nicht die Krankensalbung, sondern die Beichte, der Sterbeablass und vor allem der Empfang der Hl. Kommunion als „Wegzehrung“. Bitte verständigen Sie rechtzeitig den Pfarrer, nicht erst, wenn ein Mensch im Sterben liegt und oft nicht mehr ansprechbar ist!
- Nach dem Eintritt des Todes
Bitte verständigen Sie zunächst das Pfarramt und den Hausarzt. Nach Möglichkeit kommt der Pfarrer auch zur Aussegnung ins Haus.
In jedem Fall wird der Termin für die Beerdigung festgelegt, den die Angehörigen dann dem Bestattungsunternehmen weitergeben können.
- Das „Scheidungsläuten“
Der Tod eines Christen geht alle an! Das Läuten der Kirchenglocken macht einen Tod bekannt. Die Reihenfolge, in der die Glocken nacheinander geläutet werden, zeigt in unseren Pfarreien sogar an, ob ein Mann oder eine Frau gestorben ist.
Vor allem ist das Scheidungsläuten aber eine Gebetseinladung:
Wer es hört, ist aufgerufen, den Sterbeablass zu beten:
fünf Vater unser und Gegrüßet seist Du Maria mit den schmerzhaften Rosenkranzgeheimnissen und das Glaubensbekenntnis.
Wem dazu gerade die Zeit fehlt, der könnte wenigstens ein Vater unser für den Verstorbenen beten!
- Der Sterberosenkranz
Er ist ein wertvolles Zeichen der Solidarität für die Trauernden und eine Gebetshilfe für die Verstorbenen. In der Regel sollten zwischen den Tagen des Todes und der Beerdigung drei Sterberosenkränze gebetet werden. Immer öfter wird nur noch ein Rosenkranz direkt vor dem Requiem gebetet. Eigentlich eine Verarmung!
- Die Todesanzeige
Sie ist immer auch ein Ausdruck des Glaubens der Auftraggeber. Gerne sind wir bei der Formulierung behilflich!
- Das Sterbebild
Es ist von seiner Idee her ein Gebetsandanken. Wenn die Bitte um das Gebet für den Verstorbenen und ein religiöses Bild auf der Vorderseite durch Naturbilder ersetzt wird, wird ein Sterbebild zur bloßen Erinnerung. Der Waldweg ist kein Ersatz für das Kreuz. Es ist heute auch einfach möglich, ein Bild aus unseren eigenen Pfarrkirchen zu verwenden. Auch hier sind wir gerne bei der Gestaltung behilflich!
- Das Requiem
Die wichtigste und zentrale Hilfe für einen Toten ist die Feier der Hl. Messe am Tag des Begräbnisses. Da wird ein Mensch in das Kreuzesopfer Christi hineingenommen. Tod und Auferstehung des Herrn werden an ihm wirksam. Das Requiem hat seinen Namen vom ersten Wort des Eröffnungsverses „Requiem aeternam dona eis Domine – Ewige Ruhe schenke ihnen, o Herr“. Schon hier wird die Richtung klar: Es geht nicht um eine „Abschiedsfeier“, sondern um das Glaubensbekenntnis, dass ein Toter in Gott lebt!
- Wann wird der Sarg ins Grab gesenkt?
Dieser Moment ist sicher der Schmerzlichste bei einer Beerdigung. Aber davon hat die Feier ihren Namen! Der letzte Dienst, den wir einem Menschen tun können ist, den Leichnam zu beerdigen. Wenn dabei das Glaubensbekenntnis gebetet wird, spricht das für sich. Wenn der Sarg während der Beerdigungsfeier ins Grab gesenkt wird, soll niemandem der Schmerz noch größer gemacht werden! Im Gegenteil, immer wieder sind Menschen, die den Mut dazu haben, danach dankbar dafür, dass sie den Leichnam nicht haben „hängen lassen“.
- Feier bei Urnenbestattungen
Es ist ein gutes Zeichen, dass die große Mehrheit der Toten bei uns noch beerdigt wird. Wenn Angehörige für ihre Toten die Leichenverbrennung wählen, bringt das einige Probleme mit sich. Zum ersten entspricht eine Urne dem Zustand eines Leichnams nach der Verwesung. Der Leichnam eines Menschen, den wir gekannt und geliebt haben, wird nicht mehr ausgesegnet, sondern vernichtet.
Zum zweiten dauert es oft eine lange Zeit, bis die Verbrennung durchgeführt ist. Aber die kirchliche Beerdigung ist ja auch Hilfe für die Hinterbliebenen zum Weiterleben. In dieser Zeit werden Angehörige alleine gelassen mit ihrer Not und ihrem Schmerz. Darum sieht die Kirche für Urnenbestattungen eigentlich verpflichtend vor, zeitnah nach dem Tod das Requiem zu feiern, den Sarg auszusegnen und dann den Leichnam ins Krematorium zu bringen. Wenn die Urne zurückkommt, wird sie in einer kleinen Feier beigesetzt. Immer öfter haben Angehörige aber bereits alles in die Wege geleitet, so dass diese der Würde des Toten und einer guten Verabschiedung der Lebenden viel entsprechendere Form gar nicht mehr in Frage kommt. Natürlich ist es „einfacher“ und auch kostengünstiger, einen Leichnam sofort wegzubringen, aber unsere Toten und wir selber sollten es uns wert sein, dass wir den Leichnam auch verabschieden.
- Der Dreißigstgottesdienst und Jahrtage
Die moderne Trauerpsychologie weiß, dass ungefähr einen Monat nach dem Tod eines Angehörigen Trauernde in ein „Loch“ fallen. Da ist die Kirche eine Meisterin der Psychologie, wenn sie schon seit Jahrhunderten in dieser Zeit den Dreißigstgottesdienst feiert. Wenn der Friedhof bei der Kirche liegt, sind anschließend die Gläubigen zum Grabbesuch eingeladen! Auch der 1. Jahrtag ist ein besonderer Gebetstag für einen Toten. Mit ihm geht die Trauerzeit im engeren Sinn zu Ende.
- Messintentionen und Jahrtagsstiftungen
Es ist die wichtigste Hilfe der Lebenden für ihre Toten, wenn sie die Hl. Messe für sie feiern lassen. Zwar ist jede Messe Feier der ganzen Kirche, zu der auch die Verstorbenen gehören, aber die namentliche Nennung ist immer auch Zeichen der Wertschätzung und vor allem der Fürbitte. Auch heute gibt es die Möglichkeit, eine Jahrtagsmesse für Angehörige oder sich selber nach dem Tod zu „stiften“. Die Dauer dieser Stiftung beträgt zwanzig Jahre. Bitte wenden Sie sich bei Fragen an das Pfarramt!
Die Toten können ihre Würde nicht mehr verteidigen. Sie liegt in den Händen von uns Lebenden. Vergelts Gott allen, die mithelfen, dass das hohe Kulturgut des christlichen Begräbnisses bei uns lebt und hoffentlich Zukunft hat!
Charles de Gaulle hatte sicher recht mit seinem Einwand:
„Die Kultur eines Volkes erkennt man daran,
wie es mit seinen Toten umgeht.”